Anführer

By WM-HeldenNo Comments

Er ist fast am Ziel. Etwas Größeres als Fußball gibt es nicht. Seit 17 Jahren hat er nur diesen einen Traum, den Traum vom Profi. Jahr für Jahr wird er besser, Jahr für Jahr rückt er näher an sein großes Ziel heran. Er übernimmt früh Verantwortung und steht als Kapitän diverser Jugendmannschaften im Fokus. Dann wird er 18 und steht kurz vor der erträumten Karriere bei seinem Heimatverein. Nichts scheint ihm noch im Weg zu stehen. Nichts außer seinem Knie, das plötzlich nichts mehr vom Fußball wissen will. Gestern greift er nach dem ganz Großen, heute sagt ihm sein Arzt: Hör auf, das wird nichts mehr.

Sieben Jahre später gewinnt er die Champions League und wird Weltmeister. Weil er nie aufgehört hat, an sich zu glauben. Und weil er gekämpft hat. Um seine Karriere, seinen großen Traum. Sami Khedira ist vor jedem Spiel dankbar dafür, dass er es spielen kann. Während andere unbeschwert und stolz den Sprung zu den Profis genießen, muss er mehr als ein Jahr lang dafür kämpfen, überhaupt wieder auf dem Rasen stehen zu können. Damals ahnt er noch nicht, dass er nur wenige Jahre später alles gewinnen wird. Es ist die klassische Jugendkarriere, die er verfolgt. Beim VfB Stuttgart wird er ausgebildet und durchläuft Jahr für Jahr ein Juniorenteam nach dem anderen. Man merkt früh: Hier will jemand ganz nach oben. Fleiß, Ehrgeiz, Respekt und Demut bringen ihn soweit, dass sein Ziel zum Greifen nah ist. Und Fleiß, Ehrgeiz, Respekt und Demut bringen ihn nach der schlimmen Leidenszeit soweit, nie aufzugeben und sich zurück zu kämpfen.

Sami Khedira kämpft gegen alle Zweifler und schafft das, was die Ärzte für nicht möglich hielten: Er wird Fußballprofi. Mit 19 darf er zum ersten Mal in der Bundesliga auflaufen. Schnell wird Khedira Teil der „Jungen Wilden“. Neben ihm tauchen mit Mario Gomez und Serdar Tasci noch zwei weitere Youngster aus dem eigenen Nachwuchs auf. Stuttgarts junges Team wirbelt die Bundesliga auf, plötzlich heißt es vor dem letzten Spieltag völlig überraschend: Noch ein Sieg und wir sind Meister.

Sami Khedira köpft Stuttgart zur Meisterschaft.

Mit 20 Jahren erreicht, wovon andere ein Leben lang träumen. Der Kopfball ins Glück im Mai 2007. ©Imago

Es steht 1:1, die ganze Stadt wartet auf das entscheidende Tor. Und dann kommt Sami Khedira. Kommt, sieht und trifft. Versetzt eine ganze Region in Freudentaumel. Meister werden mit dem Herzensverein, der einem das Fußballspielen beigebracht hat. Meister werden und das alles entscheidende Tor erzielen. Meister werden, nachdem es noch vor wenigen Monaten hieß, die Karriere würde nichts werden. Für Sami Khedira geht mehr als nur ein Traum in Erfüllung an diesem Abend. Ein Spieler aus der eigenen Jugend köpft ihren VfB zur Meisterschaft, mehr geht für die Fans nicht. Er steht da, wo er immer stehen wollte. In Stuttgart wird er schnell zu einem der Publikumslieblinge. Hier ist seine Heimat, fußballerisch wie privat. Der Lohn für die harte Arbeit ist der Anruf von Joachim Löw. Im September trägt er zum ersten Mal das deutsche Trikot, auch der tunesische Verband hat lange um ihn gekämpft.

2010 – das Jahr der Veränderungen

Nach fünf Einsätzen in der Nationalelf steht die WM in Südafrika vor der Tür. Khedira soll als Ergänzungsspieler mitfahren, heißt es. Urplötzlich wird aus dem Ergänzungsspieler der Mann neben Bastian Schweinsteiger. Kapitän Michael Ballack muss die WM verletzt absagen und Khedira rutscht in die Stammformation. Der Neuling spielt, als hätte er noch nie etwas anderes gemacht. Im Spiel um Platz Drei köpft er das entscheidende 3:2 wenige Minuten vor Schluss. Nach der WM kehrt Khedira zurück nach Stuttgart. Allerdings nur, um seine Sachen zu packen, denn Jose Mourinho hatte sich gemeldet. Mit 23 Jahren geht es für ihn nun nach Spanien zu Real Madrid. Die Konkurrenz im Mittelfeld ist galaktisch. Viele halten den Schritt für zu verfrüht, räumen ihm kaum eine Chance auf Spielpraxis ein. Aber Khedira kämpft. Er überzeugt sofort und schafft es auf Anhieb, Stammspieler zu werden. Der Schritt ins Ausland war kein leichter für ihn. Raus aus dem Wohlfühl-Kosmos, rein in eine neue, fremde Welt. Aber es ist auch genau das, was Khedira will. Neue Mentalitäten kennen lernen, eine neue Sprache verstehen und neue Menschen treffen. Er lebt nicht nur auf dem Feld, er möchte auch abseits des Platzes nie aufhören, seinen Horizont zu erweitern.

Sami Khedira setzt sich bei Real Madrid durch.

Durchgesetzt im Weltfußball. © Imago

Khedira ist 3,5 Jahre lang Reals Stabilisator im Mittelfeld. Gleichzeitig ist er zu einem Führungsspieler für Jogi Löw geworden, der für die WM 2014 gesetzt ist. Nach 2002, 2006 und 2010, wo man immer wieder kurz vor dem großen Titel gescheitert war, möchte Deutschland 2014 endlich den ersehnten Pokal nach Hause holen. Dann reißt Khediras Kreuzband. Es sind nicht einmal mehr sechs Monate bis zum Turnierstart. Eigentlich ist jedem klar: Das wird nichts. Wie zu Beginn seiner Karriere scheint ein Traum zu zerplatzen. Wieder sagt man ihm, es ist aussichtslos. Und wieder zeigt er, was ihn ausmacht. Mit unbändigem Ehrgeiz arbeitet er jeden Tag, um doch noch fit zu werden. Und er weiß: Nichts ist aussichtslos. Wenn ich nicht ein Prozent mehr gebe als normalerweise, dann kann ich nicht mit nach Brasilien. Und er gibt dieses eine Prozent mehr.
Er steht nicht nur als Spieler auf dem Feld, sondern vielmehr als Persönlichkeit. Aus dem Nachwuchsschüler von 2010 ist ein gereifter Führungsspieler geworden, der seine Mannschaft führt. Sein größtes Spiel bestreitet er im Finale. Und das, obwohl er gar nicht auf dem Platz steht.

100% für mein Team

Beim Warmmachen spürt er: Es geht nicht. Die Wade macht zu. Kurz vor dem größten Spiel seines Lebens muss er sich entscheiden: Bleibe ich auf der Bank oder probiere ich, ob es nicht irgendwie geht. Khedira weiß: Wenn ich spiele, erfülle ich mir einen Traum. Schon immer wollte ich in einem WM-Finale spielen. Aber Khedira weiß auch: Wenn ich spiele, helfe ich meiner Mannschaft nicht. Im Gegenteil. Ich schade ihr, weil ich nicht 100% geben kann. Er sieht das Finale von der Bank aus. Sein Verantwortungsgefühl der Mannschaft gegenüber ist zu groß. Alleine kann er nichts erreichen, gibt er aber alles für sein Team, gewinnt er neben dem Platz mindestens genauso viel. Deutschland holt bei diesem Turnier den Titel. Endlich. Nach 24 Jahren feiert das Land den ersehnten 4. Pokal.

Sami Khedira ist der Chef im Mittelfeld.

Shootingstar, Ergänzungsspieler, Stammpersonal, Kapitän. Vom Jungspund zum Wortführer. ©Imago

Nach dem Triumpf zählt er bei Real nicht mehr zum Stammpersonal. Er kämpft mit vielen kleinen Verletzungen und ist nicht zufrieden mit seiner Bilanz. Diese innere Zufriedenheit ist das, was Khedira neben der Gesundheit am Wichtigsten ist. Verspürt er sie nicht, ändert er etwas. Er geht nach Turin. In Italien wird sein Spielstil geschätzt und gefeiert. In Spanien wollten sie einen Edeltechniker in ihm sehen, der Iniesta und Co. nacheifert. Die Italiener lieben die passgenaue, zielstrebige und schnörkellose Spielführung ihres Neuzugangs. Nach einer von kleineren Blessuren geprägten ersten Saison zeigt Khedira wieder einmal, was ihn auszeichnet. Er arbeitet an neuen Strategien, um fitter und weniger anfällig für Verletzungen zu werden. Wie immer verlässt er sich dabei nie auf altbewährte Methoden, sondern experimentiert, um das Beste zu finden. Nicht für sich, sondern für seine Mannschaft. Seit zwei Jahre ist er verletzungsfrei. Er wirkt mit 31 fitter als jemals zuvor. Und er ist anerkannter als je zuvor. Die Doppel-Sechs mit ihm und Toni Kroos ist über jeden Zweifel erhaben. Spielt Khedira einmal nicht, ist die fehlende Stabilität sofort bemerkbar.

Denn Khedira strahlt nicht nur Ruhe und Souveränität aus, sondern auch unbändigen Siegeswillen und Respekt für den Gegner. Er bringt das auf den Platz, was ihm auch privat wichtig ist. Seine Mitspieler wissen: Auf Sami ist Verlass. Kapitän ist Manuel Neuer, Chef auf dem Feld ist Sami Khedira. Der einstige talentierte Ergänzungsspieler ist zu einem unverzichtbaren Weltklassespieler gereift. 2010 hat man gehofft, dass sein Einsatz nicht allzu risikoreich wird. 2014 hat man gehofft, dass er seiner Rolle als Stammspieler gerecht wird. Und 2018 hofft man, dass er sich nicht verletzt, denn gleichwertiger Ersatz ist nicht zu finden. Sami Khedira hat genau die Karriere hingelegt, auf die er lange hingearbeitet hat.

Mit 18 Jahren war genau das sein Antrieb: Spielen. Tore schießen. Titel gewinnen. Champions League spielen. Nationalspieler werden. Weltmeister sein. Die niederschmetternde Diagnose der Ärzte ist nie zu ihm durchgedrungen. Denn genau dieser Traum vom ganz großen Erfolg hat ihn immer weiterkämpfen lassen. Er hat alles gewonnen und doch hat seine Motivation kein bisschen nachgelassen. Denn er weiß: Jedes Spiel ist ein Geschenk. Ein Geschenk, das mir niemand zugetraut hat. Ein zweites Mal Weltmeister werden? Klingt deutlich besser, als ein Karriereende mit 18!

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Wenn die WM endlich losgeht

By Wenn die WM endlich losgeht, WM-HeldenNo Comments

Endlich ist es so weit! Die WM startet heute und vor uns liegen 4 Wochen Fußball pur. So eine WM ist für jeden etwas ganz Besonderes. Auch für unsere ehemaligen WM-Helden ist eine Teilnahme am Turnier ein absolutes Highlight. Wenn der Tag der Eröffnung gekommen ist, wechseln sich Vorfreude und Aufregung ab. Wie auch bei Timo Hildebrand, der 2006 dabei sein durfte.

Die ganze Welt schaut morgen zu, wenn wir spielen. Es geht nicht nur um einen Sieg, sondern um viel mehr. Morgen fängt nicht irgendeine WM an, sondern die bei uns daheim. Hoffentlich starten wir mit einem Sieg. Hoffentlich begeistern wir unsere Fans. Hoffentlich können wir ihnen den Titel schenken, auf den sie schon so lange warten. Ich gehöre zu den besten 23 Spielern meines Landes. Wahnsinn. Wer malt sich schon aus, einmal im eigenen Land Weltmeister werden zu können?

Du denkst an jedem Spieltag morgens sofort: Heute zählt’s. Aber am 9. Juni 2006 war alles ein bisschen anders. So viele Menschen laufen dir über den Weg und du siehst ihnen an, wie sehr sie sich auf diese WM freuen. Das ganze Land war euphorisiert, so eine Stimmung habe ich noch nie erlebt. Strahlend blauer Himmel, Sonnenschein, 82 Millionen wollen uns spielen und siegen sehen. Das gesamte Hotelpersonal steht zum Spalier bereit, unser Bus wird auf der Fahrt zum Stadion von Fans begleitet. Spätestens da realisierst du: Das ist kein normales Spiel, das ist WM. Wir haben diesem Turnier alles untergeordnet. Jeder gibt alles für den gemeinsamen Traum, pusht sich und die anderen. Kein Blatt hätte zwischen uns gepasst.

Timo Hildebrand und Oliver Kahn

Zusammenhalt für das große Ziel. © Imago

So gigantisch die Atmosphäre war, den Druck habe ich mit jeder Minute deutlicher gespürt. Kurz vor der Ankunft in der Allianz Arena war er dann unermesslich groß. Ich wusste: Jeder erwartet das ganz Große von uns. Du willst dein Land stolz machen und niemanden enttäuschen. Ich hätte das erste Spiel wegen meinem Rücken nicht spielen können. Die Schmerzen aber merkst du kaum noch, wenn du dann ins Stadion kommst.

Alles war vorbereitet. In unserer Kabine lag alles bereit, Jürgen Klinsmann hat uns ein letztes Mal eingeschworen. Draußen war die Arena bis auf den letzten Platz gefüllt, Millionen Menschen auf den Fanmeilen und vor den Fernsehern, jeder schaute nur auf uns. Der Druck stieg ins Unermessliche, als wir in die vielen erwartungsvollen Gesichter geblickt haben. Jeder war so stolz darauf, Deutscher zu sein. Diese enorme Begeisterung ist sofort auf uns übergeschwappt.

Die Nationalhymne ist jedes Mal etwas Besonderes. An diesem Abend aber war das Gefühl ganz anders. Wenn du dich umschaust und siehst, was den Fans diese WM bedeutet, fühlst du, wieso du Fußball spielst. Dann fällt nach nur wenigen Minuten das 1:0. Besser hätte man das Drehbuch einfach nicht schreiben können. Am Vorabend bin ich mit Philipp noch zusammengesessen. Vor jedem Spiel haben wir uns im Hotelzimmer getroffen und ein Best-Of Video von Michael Jordan angeschaut. Nur am Abend vor unserem Halbfinal-Aus gegen Italien haben wir auf unser Ritual verzichtet…

Timo Hildebrand und Philipp Lahm feiern sein Tor.

Ausnahmezustand. Mein Kumpel Philipp Lahm trifft und allen fällt ein Stein vom Herzen. ©Imago

Nicht nur die Zuschauer, auch wir Ersatzspieler sind im Moment des Tores vor Freude ausgeflippt. Der ganze Druck ist von uns abgefallen, obwohl ja erst wenige Minuten gespielt waren. Ganz Deutschland hat dieser Weltmeisterschaft entgegengefiebert und sich diesen Sieg gewünscht. Natürlich wussten wir, wie hoch die Erwartungen waren und wie groß die Vorfreude sein muss. Aber trotzdem waren wir geplättet von der Atmosphäre um uns herum. Ich habe mir gewünscht, dass wir diese Euphorie haben würden, erwarten konnte man das in dem überragenden Ausmaß nicht.

Nach unserem Sieg gegen Costa Rica waren wir alle erleichtert. Wir haben einen Auftakt geschafft, den alle herbeigesehnt hatten. Eine Weltmeisterschaft ist für jeden Fußballfan das Größte, für Fans und für uns Spieler. Wenn du spürst, dass dein Land hinter dir und deinem großen Traum steht, schläfst du besser ein, als noch am Tag zuvor. Unsere Aufregung und Ungewissheit war verschwunden.

Deutschland feiert die DFB-Elf

Unvergleichliche Euphorie die wir entfacht hatten. ©Imago

Dieser allererste WM-Tag ist geprägt von Anspannung und Vorfreude. Nach dem Spiel merkst du: Es hat angefangen. Wir sind mittendrin in der Mission Weltmeister werden. Trotzdem aber bleibst du fokussiert, weil du weißt, welche Aufgaben noch auf dich warten. Eine WM bietet dir die gesamte Bandbreite an Emotionen, die nur irgendwie möglich sind. Und es war mir eine große Ehre, dabei gewesen zu sein!

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Die 2. Nummer 1

By Die zweite Nummer eins, WM-HeldenNo Comments

Opa has made the trip. Last Sunday for El Clásico!

Der Opa, der ihn ab seinem 4. Lebensjahr zum täglichen Training gefahren und die Mannschaft mit Essen und Trinken versorgt hat. Der Opa, der für Marc-Andre ter Stegen schnell zur wichtigsten Bezugsperson wurde und jeden Schritt des Keepers stolz mitbegleitet hat. Genau der Opa hat seinen Enkel vor wenigen Wochen endlich in Barcelona besucht und durfte mit eigenen Augen sehen, wie Marc-Andre von fast 100.000 Menschen als einer der besten Torhüter der Welt gefeiert wird. Der Marc-Andre, dem der Opa jahrelang dabei zugesehen hat, wie er als Stürmer ein Tor nach dem anderen erzielt hat. Der Marc-Andre, der seinen Opa bald ein weiteres Mal stolz machen wird, wenn er mit der deutschen Nationalmannschaft um den Weltmeistertitel kämpft.

Aus dem jungen Torjäger, der im beschaulichen Mönchengladbach aufgewachsen ist, ist längst ein souveräner Keeper geworden, der Tore zu verhindern weiß. Und das nicht irgendwo, sondern beim großen FC Barcelona.
Der Sprung von der Gladbacher Nummer Eins zum Helden von Camp Nou war ein großer, den er mit Bravour gemeistert hat. Manuel Neuer bricht sich im September 2017 zum zweiten Mal in kürzester Zeit den Mittelfuß. Niemand denkt im Herbst daran, dass Marc-Andre ter Stegen in den Fokus rücken wird. Ter Stegen ist 26, im besten Fußballeralter, um seinem Team ein unüberwindbarer Rückhalt zu sein. Die gesundheitliche Situation Manuel Neuers lässt ihn nicht kalt, an eine Wachablösung denkt ter Stegen nicht. Beigebracht hat ihm diese Demut sein ehemaliger Trainer Lucien Favre. Der Schweizer erklärte seinem Torhüter eine Lektion fürs Leben, die er sich stets wieder vor Augen führt. Keine Gedanken an Eventualitäten verschwenden, die den Fokus beeinträchtigen können. Nicht einen Schritt zu viel an die Zukunft denken, sonst vergisst man schnell, was im Hier und Jetzt zählt. Ter Stegen beschützt seine Konkurrenten in der Nationalelf, auch bei Fehlern von Bernd Leno und Kevin Trapp stellt er sich stets hinter seine Kollegen und lebt keine ungesunde Konkurrenzsituation. Jetzt aber zählt das, was für ter Stegen so wichtig ist: Das Hier und Jetzt. Und das Hier und Jetzt heißt WM. Der Traum eines jeden Spielers. Die Chance, als deutscher Mittelfeldspieler auf einen WM-Zug aufzuspringen, ist alle vier Jahre gering. Die Chance, als DFB-Torhüter beim Turnier dabei zu sein, ist geringer. Die Chance, die Nummer Eins zu sein, ist am geringsten. Lange scheint es, als würde Manuel Neuer nicht fit werden und ter Stegen wäre unser Mann im Tor. Aber der Welttorhüter ist gesund. Er wird spielen. Ter Stegen wird die beste Nummer Zwei der Welt.

Ter Stegen wird in Mönchengladbach ausgebildet.

In Rekordzeit zum Rückhalt. © Imago

Am 10. April 2011 war der große Tag für das Gladbacher Eigengewächs gekommen: Im Alter von 18 Jahren stellte ihn Lucian Favre zum allerersten Mal ins Tor der Borussia. Seiner Borussia, für die er seit seinem 4. Lebensjahr spielt und mit Stolz die Raute auf und im Herzen trägt. Zu einem Zeitpunkt, der ungünstiger nicht hätte sein können. Mit dem Rücken zur Wand stand die Borussia auf Platz 18 kurz vor dem Abstieg. Mit ihrer neuen Nummer Eins schafften es die Fohlen Dank starkem Schlussspurt noch in die Relegation und blieben letztendlich auch in der Liga. Seit dem 10. April 2011 hatte ter Stegen keine Bundesligaminute mehr abgegeben. Keine Verletzung, keine Schonung, er genoss jede Spielminute am Bökelberg. Nicht nur er, auch der Opa war immer mit dabei und verpasste kaum eine Partie des Enkels.
Die Gladbacher Borussia war für ter Stegen kein Verein, sie war Heimat. Er definierte sich über das schwarz-weiße Logo auf der Brust, die Stadt, die Fans und die Trainingsfahrten mit seinem Opa. Wem fällt es da leicht, mit 22 Jahren diese Heimat zu verlassen und all die emotionalen vergangenen Momente hinter sich zu lassen? Ter Stegen traute sich. Wohlwissend, dass er kein Publikumsliebling mehr sein würde, vom gemütlichen Mönchengladbach in die Metropole Barcelona ziehen müsse und nach dem Spiel nicht mehr den Opa auf der Tribüne grüßen könne. Er traute sich dennoch. Er wollte reifen, sich verbessern und seine Familie noch stolzer machen.

Der Messi zwischen den Pfosten

In Barcelona angekommen, findet er eine ungewöhnliche Situation vor. Claudio Bravo ist gesetzt und steht in jedem Ligaspiel zwischen den Pfosten. Ter Stegen aber bestreitet jede Partie in der Champions League, und die Einsätze enden erst im Finale. Im Berliner Olympiastadion, knapp 600 Kilometer von seiner Heimat, dem Borussia Park, entfernt, feiert ter Stegen seinen größten Erfolg, den Gewinn des Henkelpotts. Trotz des Triumphes bleibt die Spielteilung mit Bravo bestehen, ins La Liga Tagesgeschäft darf ter Stegen nicht eingreifen. Aber der Gladbacher Junge kämpft und denkt keineswegs daran, die Katalanen wieder zu verlassen. Barca glaubt an den jungen Keeper und der zeigt in jeder Trainingseinheit, wohin er will. Und dieser Ehrgeiz zahlt sich aus. Zur Saison 2016/17 schafft er das, wovon Millionen junger Torhüter weltweit träumen: Er wird die Nummer Eins des FC Barcelona, dirigiert die Abwehr rund um Gerard Pique, initiiert zusammen mit Andres Iniesta die großartigsten Spielzüge und feiert mit Leo Messi Tore um Tore. Ter Stegen ist angekommen auf dem Olymp des europäischen Vereinsfußballs. Wie auch in Gladbach ist der Keeper mittlerweile unumstritten, wird von Fans, Mitspielern und Medien gefeiert und verehrt.

Ter Stegen ist einer der Besten geworden.

Angekommen unter den Größten. © Imago

Teamgeist

Viel wichtiger aber ist: Ter Stegen ist Mensch geblieben. Spricht spanisch, lernt katalan und lebt das Leben in der kosmopolitischen Stadt mit großer Freude. Das, was ihn schon in der Jugend ausgezeichnet hat, verkörpert er noch heute als Champions League Sieger und einer der besten Torhüter der Welt. Demut, Disziplin, Wille und Empathie. Ter Stegen ist kein Lautsprecher, keiner, der polarisieren möchte oder im Mittelpunkt stehen will. Er unterstützt Manuel Neuer zu 100% und gibt alles für sein Team. Er betreut seine Social-Media-Kanäle ohne Ghostwritern und bestätigt das Bild eines glaubwürdigen, fannahen Weltstars. Bei seinem Abschied aus Mönchengladbach weinte er nicht wenige Tränen, auch bei seiner Rückkehr mit dem FC Barcelona in der Champions League genoss er die großen Emotionen in seinem Wohnzimmer. Die Fans gaben ihrem einstigen Torhüter das zurück, was er ihnen jahrelang geschenkt hatte. Liebe, Respekt und Leistung.

Marc-Andre ter Stegen ist ein Torhüter, der weiß, wo seine Wurzeln liegen und was er der Heimat zu verdanken hat. Jemand, der sich aus der Komfortzone herausgetraut hat und zu einem der allerbesten wurde. Zwischen Iniesta, Suarez, Messi und Co. ist er zum Rückhalt eines Teams geworden, das man auf der ganzen Welt kennt. Er ist schon jetzt einer der Stärksten und kann seinen Status in den nächsten Jahren vergolden.Keeper der Welt gefeiert wurde. Und jemanden, der es versteht, als Teil einer Gemeinschaft alles für das große Ziel zu geben.
Marc-Andre ter Stegen steht hinter Manuel Neuer, aber dennoch nicht in seinem Schatten. Die Mitspieler wissen: Wir haben einen zweiten Torhüter, der genauso gut hält, wie der erste. Auf ihn können wir uns verlassen. Spielstark, perfekte Strafraumbeherrschung, Libero-Qualitäten und eine Führungspersönlichkeit. Jemanden, der die Unterstützung und das uneingeschränkte Vertrauen der Weltmeister-Nation verdient. Jemanden, der die stärkste Saison seines Lebens gespielt hat und weltweit als bester Keeper der Welt gefeiert wurde. Und jemanden, der es versteht, als Teil einer Gemeinschaft alles für das große Ziel zu geben. Der sich hinter Manuel Neuer einreiht und weiß, wie wichtig und wie gut er dennoch ist.

Ter Stegen ist zu gut für die Bank.

Deutschlands bester zweiter Keeper der Geschichte. ©Imago

Ter Stegen wird bald reif für die deutsche Nummer Eins sein, reif für die großen Spiele und reif für den Titel. Ein Gladbacher Junge, der sich über den FC Barcelona zur weltweiten Nummer Eins spielen kann. Dort, wo ter Stegen seine große Karriere begonnen hat, hat sie Toni Turek 1957 einst beendet. Der Torhüter, der uns 1954 zum ersten Titel der Geschichte gebracht hat. Kein schlechtes Omen für die weiteren Jahre. Stolz wären wir alle, ganz besonders aber wohl einer: Opa ter Stegen, der seinem Enkel Marc-Andre 1996 auf der ersten Fahrt zum Training bestimmt erzählt hat, wie schön die Titel 1974 und 1990 waren. Und wer weiß, vielleicht heißt es am 16. Juli 2018 auf ter Stegens Instagram-Seite dann:

Opa has made the trip. Last Sunday for the World Cup final!

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Erstklassig

By Erstklassig, WM-HeldenNo Comments

Er genießt die Zeit mit seiner Familie, verbringt die Wochenenden mit seinen Freunden und spielt ab und zu Fußball. Weil es ihm einfach Spaß macht. Er ist ein ganz normaler 19-Jähriger, der das Leben genießt. Fernab von Leistungsdruck oder Verzicht. Die unbeschwerte Jugend verbringt er beim SV Auersmacher. Er kickt ganz gut und überlegt: Wieso nicht Profi werden? Und er probiert es einfach. Mit 19 Jahren geht er zu verschiedenen Probetrainings und will sehen, ob er gut genug ist. Heute ist er 28 und fährt zur Weltmeisterschaft.

Der klassische Weg eines Fußballers beginnt früh. In jungen Jahren schon fährt er in ein Nachwuchsleistungszentrum und strebt an, alle Zeit zu opfern, um Profi zu werden. Bei Jonas Hector war alles anders. Fußball bedeutete immer nur Spaß und Gemeinschaft für ihn. Professionell Fußballspielen? Daran hat er lange keine Gedanken verschwendet. Während viele 15-jährige Nachwuchshoffnungen den Sommer nur mit dem Ball verbringen, darf Hector eine unbeschwerte Jugend leben. Unzählige Juniorenspieler müssen den Traum vom Profifußballer begraben, nur ein Bruchteil erreicht ihr großes Ziel. Und Jonas Hector wird urplötzlich zu einem der besten Verteidiger Deutschlands. Und kämpft jetzt um das, was er vor zehn Jahren nicht einmal ansatzweise zu träumen gewagt hätte: Er kann Weltmeister werden.

Es ist der Sommer 2010, der Hectors Leben plötzlich ändert. Er startet in das Abenteuer Fußball, keinesfalls aber mit großen Ambitionen. Wenn es bei einem großen Verein nicht klappt, dann spiele ich dort eben nur für die zweite Mannschaft, denkt er. Der 1. FC Köln wird schließlich seine Heimat. Drei Jahre lang spielt er für die Regionalligamannschaft des FC. Und es macht ihm Spaß, wie er es vorausgesagt hat. Die erste Mannschaft? Wäre schön, aber kein Muss. 2013 findet er sich plötzlich doch bei den Profis wieder. In der zweiten Liga, höher, als er es sich jemals erträumt hat. Auf einmal ist Hector unverzichtbar, spielt jede Minute. Im Mai 2014 realisiert er: Ich bin jetzt Bundesligaspieler. Mehr geht nicht. Es gibt keine Liga, wo man noch besser spielt. Auf einmal ist er ein Star. Vier Jahre zuvor wusste er noch nicht einmal, ob er denn wirklich Profi werden will. Auf das Abitur und sein freiwilliges soziales Jahr ist er stolz, es muss keine Karriere auf dem Rasen sein. Es dauert keine drei Monate, da wird aus dem Jungen vom Bolzplatz plötzlich ein Nationalspieler. Er spielt keine Spaß-Turniere mehr, er läuft mit dem Adler auf der Brust auf. Für den Weltmeister.

Jonas Hector ist bei Löw gesetzt.

Auf einmal unter Beobachtung des Bundestrainers. © Imago

Auf einmal Star

Er ist nicht nur ein Bundesligaspieler. Jetzt ist er einer der Besten. Für seinen FC macht er jedes Spiel, auch Jogi Löw verzichtet nicht ein einziges Mal auf ihn, wenn er fit ist. Irgendwann ruft der FC Barcelona in Köln an. Der wohl beste Verein der Welt. Sie wollen nicht irgendeinen Spieler, sie wollen Jonas Hector. Und was will Jonas Hector? Jonas Hector will das machen, was ihm Spaß macht. Wie vor zehn Jahren will er die Heimat nicht verlassen, sondern mit seinen Freunden einfach Fußballspielen und sein vertrautes Umfeld genießen. Es ist ihm nicht wichtig, welche Titel er gewinnen kann oder wie hoch das Gehalt sein könnte. Er bleibt in Köln und fährt zur EM nach Frankreich. Mit dabei: Die Weltmeister. Die jetzt auch Europameister werden wollen, und zwar mit Jonas Hector. Als hätte er noch nie etwas anderes gemacht, spielt er jede Sekunde des Turniers. Deutschland scheidet im Halbfinale aus, trotzdem aber wird Hector zum Helden.

Jonas Hector spielt jede Minute bei der EM.

2012 noch Amateur, 2016 auf der ganz großen EM-Bühne. ©Imago

Es gibt Mannschaften, gegen die spielt man einfach nicht gern. Und dann gibt es Italien, gegen die Deutschland noch weniger als ungern antritt. Wann immer es bei einem Turnier zum Duell kommt, lässt der Fußballgott den Italienern den Vortritt. Es steht 1:1, als die Verlängerung vorbei ist. Im Elfmeterschießen zeigen sie alle Nerven. Die Spieler, die Trainer und jeder einzelne Fan Zuhause. Es ist klar: Italien legt vor, wir ziehen nach. Treffen wir nicht, ist es sofort vorbei und wir haben wieder einmal gegen unseren Angstgegner verloren. Es sind kaum noch Spieler übrig, als Jonas Hector zum Punkt geht. Noch nie in seiner Profikarriere hat er einen Strafstoß geschossen. Ihm gegenüber: Einer der weltbesten Torhüter der Geschichte, Gigi Buffon. Sein Pendant hat vergeben und Hector weiß: Wenn ich jetzt treffe, haben wir es geschafft. Unten rechts soll sein Ball einschlagen. Und unten rechts schlägt sein Ball ein. Buffon ist noch dran, kann den Schuss aber nicht parieren. Deutschland gewinnt gegen Italien und Hector ist der gefeierte Mann. Dabei legt er darauf so gar keinen Wert. Zum einen, weil alle anderen Spieler den gleichen Anteil am Sieg haben. Zum anderen, weil er eigentlich gar keine Aufmerksamkeit möchte.

Am liebsten wäre es ihm, nach den Spielen direkt nach Hause zu fahren. Was er abseits des Platzes macht? Die Zeit mit Freunden und seiner Familie verbringen, so wie früher. Fotos davon gibt es keine. Denn Jonas Hector ist einer von ganz ganz wenigen Spielern, die nicht in den sozialen Netzwerken präsent sind. Kein Facebook, kein Instagram, kein Twitter. Er braucht keine Aufmerksamkeit, er braucht den Fußball und sein familiäres Umfeld. Während seine Kollegen im Fernsehen auftreten, Klamotten designen oder um die Welt reisen, geht er zur Uni. Er studiert nicht Sport, wie man es von einem Fußballer erwarten könnte, sondern Wirtschaft in einem Fernstudium. Als ganz normaler Student, nicht als Fußballprofi. Und als Wirtschaftler weiß er, was es bedeutet, wenn ein Unternehmen ein Jahr lang erfolglos ist. Mitarbeiter gehen, es gibt weniger Geld und das Umfeld ist unzufrieden. Genau das muss Hector 2018 selbst erleben. Fast die Hälfte der Saison muss er verletzt zuschauen, wie seine Kölner ein Spiel nach dem anderen verlieren. Irgendwann ist klar: Der Abstieg steht kurz bevor. Die Fans sind wütend und enttäuscht von ihrer Mannschaft.

Ein Mensch, von dem jeder Fan träumt

Eigentlich ist jedem FC-Fan klar: Jetzt werden wir unseren Kapitän verlieren. Er ist Stammspieler für Deutschland, er kann überall hin. Kann Meister werden und um die Champions League spielen. Was will er in der zweiten Liga? Er will daheimbleiben. Bei seinem Verein, seinen Fans, seiner Freundin und seinen Freunden. Köln ist sein Zuhause geworden. Dieses Zuhause ist ihm wichtiger, als die Chance auf Titel und Triumpfe. Ein Nationalspieler, dem alle Türen offenstehen, spielt bald in der zweiten Liga. Seine Entscheidung berührt jeden einzelnen Fußballfan. Das Gefühl ist ihm wichtiger als das Geld und all die Siege, die er international feiern könnte. Jonas Hector ist kein Fußballer. Jonas Hector ist ein Mensch, der gerne Fußball spielt. Einer, der seine Freizeit mit Lesen verbringt und mit einem Ford zum Training fährt. Einer, der auch in der Kreisliga nicht weiter auffallen würde. Ein wunderbarer Mensch. Wie Du und Ich. Der Spaß an seinem Sport ist in der zweiten Liga nicht kleiner, als in der ersten. Für die Fans ist ihr Jonas damit zur Ikone geworden. In Köln erlebt man alles, große Siege und schmerzhafte Abstiege. Und jetzt haben sie jemanden, der das alles mitmachen will, der ihre Stadt und ihren Verein liebt.

Jonas Hector geht mit Köln auch in die zweite Liga.

Gefühl statt Geld. Hector geht mit seinen Kölnern in die 2. Liga. ©Imago

Und jetzt spielt der künftige Zweitligaspieler Hector seine erste Weltmeisterschaft. Nicht auszudenken, was in Köln passiert, wenn ihr Jonas als Weltmeister zurück nach Hause kommt. Er wird nicht nur dabei sein, er wird spielen. Mit 28 Jahren kann Hector seinen ersten Titel gewinnen. Gut möglich, dass er mit dem FC keine weiteren Titel gewinnen wird, das weiß er. Dass er beim FC aber glücklich ist, weiß er auch. Und das zeichnet den Menschen Jonas Hector aus. Es geht nicht um Geld, um vermessenen sportlichen Ehrgeiz oder den Kampf um die Champions League, es geht um Familie, Vertrauen und Zusammenhalt. Auf und neben dem Platz. So spielt er und so lebt er. Ein Spieler mit diesem Charakter ist für jede Nation Gold wert. Einer, der für die Mannschaft alles gibt und sich selbst außen vorlässt. Einer, für den es nach wie vor ein Traum ist, das deutsche Trikot zu tragen. Einer, der Fairness und Respekt vorlebt.

Vor wenigen Jahren feuert Jonas Hector das DFB-Team mit seinen Freunden vom SV Auersmacher an und hoffte auf den Titel. Bald schon werden sie sich wieder treffen, um auch 2018 dabei zu sein. Eine Sache aber ist diesmal anders: Ihr Kumpel Jonas Hector ist nicht in der Runde dabei. Stattdessen ist er in Russland. Steht für die Mannschaft auf dem Platz, die Zuhause unterstützt wird. Und dieser Jonas Hector wird sich denken: Wieso nicht Weltmeister werden? Ich probiere es einfach!

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Raketenstart

By Raketenstart, WM-HeldenNo Comments

Helmut Rahn musste aus dem Hintergrund schießen, um unseren ersten Titel zu feiern. Gerd Müller musste sich um sich selbst drehen, damit wir zum zweiten Mal Weltmeister wurden. Jürgen Klinsmann brachte die Abwehr durcheinander, weshalb wir in Rom WM-Titel Nummer 3 geschenkt bekamen. Thomas Müller spazierte durch den Strafraum, bis wir 2014 erneut am Ziel unserer Träume angelangt waren.

Auch 2018 brauchen wir wieder jemanden, der uns mit Toren verwöhnt und das Land jubeln lässt. Einen, der einfach immer dort steht, wohin der Ball kommt. Einen, der eiskalt ist. Und einen, von dem wir uns stolz das Trikot mit der Nummer 9 kaufen.
Wir haben den einen, den wir brauchen. Er ist jung, trifft aus allen Lagen, ist so schnell wie kaum ein anderer und hat mit gerade einmal 22 Jahren mehr erlebt, als manch anderer mit 32. Wir haben den einen, der uns zum WM-Titel schießen kann. Dieser eine bringt alles mit, was ein Weltklassespieler braucht. Wir haben ihn, Timo Werner.
Und Timo Werner kann unser Star in Russland werden. Ein bodenständiger, ruhiger, ehrgeiziger junger Stürmer, der auf dem heimischen Bolzplatz gar nicht weiter auffallen würde. Bis er los sprintet und das Runde im Eckigen versenkt. Dann fällt Timo Werner auf. Auffallen will er nur auf dem Platz. Und aufgefallen ist Timo Werner schon früh. Er ist erst 22, und doch hat man das Gefühl, als sei er schon Jahre dabei. Genau genommen ist er das auch, denn für Werner begann das Abenteuer Profifußball schon mit 17 Jahren. Andere überlegen zu diesem Zeitpunkt, was sie eigentlich mit ihrem Leben machen wollen. Timo Werner wird Fußballprofi. Nicht irgendwo, sondern daheim im Ländle.

Waschechter Stuttgarter.

Stuttgarter Junge. © Imago

Und daheim hat er alles miterlebt. Erlebt, wie Kindheitsträume wahr werden und erlebt, wenn man auf einmal der Buhmann ist. Geboren in Bad Cannstatt, was bleibt da anderes übrig, als zum VfB zu gehen? Timo Werner ist elf Jahre alt, als er einen unvergesslichen Tag erlebt. Sein VfB wird Deutscher Meister, eine Überraschung, wie sie größer nicht hätte sein können. Vor allem einer imponiert ihm: Der 20-jährige Mario Gomez, sein neues Idol. Vorbild Gomez wird beim VfB zum Nationalspieler, holt die Champions League mit dem FC Bayern und ist eine feste Größe für die Deutsche Elf. Er lebt die Karriere, die Werner auch unbedingt möchte. Eines hat er ihm schon einmal voraus: Er wird zum Shootingstar, bevor er überhaupt debütiert. Denn Stuttgart spürt: Hier wächst vermutlich ein Jahrhunderttalent heran. Wir haben Jürgen Klinsmann, Mario Gomez und Sami Khedira herausgebracht, aber dieser Werner, der kann ein ganz Großer werden. Noch träumt er davon, zehn Tore in einer Saison zu schießen. Er möchte diesen Traum vom Profi verwirklichen und arbeitet am großen Ziel. Im August 2013 darf er zum ersten Mal auf die Bundesligabühne. Er ist noch nicht einmal 17,5 Jahre alt. Zwei Wochen später folgt die erste Gala mit zwei Torvorlagen, eine weitere Woche danach erzielt er den ersten Treffer. Und auch den ersten Rekord gibt es schon vor der Volljährigkeit: Er wird im November 2013 zum jüngsten Doppeltorschützen der Ligageschichte. Trotz des rasanten Aufstiegs ist allen klar: Dieses Talent müssen wir ganz behutsam aufbauen. Sowohl bei Lob als auch bei Kritik fängt der VfB alles ab, was Werner beeinflussen könnte. Denn neben der Karriere macht der Stürmer auch noch sein Abitur.

Widerstände lassen ihn erwachsen werden

Mit 19 wartet die erste Prüfung auf Timo Werner. Alexander Zorniger wird Trainer in Stuttgart und hat Probleme, sich mit seinem Stürmer zurechtzufinden. Er ist nicht zufrieden mit Werner und kritisiert ihn öffentlich. Auch die Fans fangen im Abstiegskampf an, sich in Timo Werner ihren Sündenbock zu suchen. Vor Kurzem noch der gefeierte Publikumsliebling, dem der VfB den Stress fernhielt. Plötzlich fand er sich in einem schlechten Film wieder. Nie wollte er seinen Heimatclub verlassen. Nach dem Stuttgarter Abstieg, für den er einer der Hauptverantwortlichen sein sollte, tat er es dennoch. Denn er hatte noch immer diesen einen Traum: Seinem Vorbild Mario Gomez nacheifern. Titel gewinnen und Nationalspieler werden. In der zweiten Liga für einen Verein, wo weder Fans noch Verantwortliche an ihn glaubten? Das ist nicht sein Anspruch.

Timo Werner erlebt schwierige Zeiten beim VfB.

Erst geliebt, dann verjagt. © Imago

Er will spielen, sich entwickeln, immer besser werden und Tore schießen. Und er will, dass seine Trainer und vor allem seine Fans ihm vertrauen und ihn unterstützen. Diese Unterstützung findet er im Sommer 2016 in Leipzig. Zum ersten Mal geht es für den 20-Jährigen weg von Zuhause. Was am Anfang schwer fällt, ist nach wenigen Monaten Routine. Denn Werner kommt sofort an in Leipzig, auf und neben dem Platz. Nach ein paar Wochen sieht die ganze Liga: Hier spielt womöglich der beste deutsche Stürmer seit Langem. Aber dieser beste deutsche Mittelstürmer macht einen Fehler. Einen Fehler, für den er nicht sofort um Vergebung bittet. Im Dezember 2016 fällt Werner im Strafraum ohne Berührung. Es gibt Elfmeter, obwohl es eine klare Schwalbe des Youngsters war. Nach dem Spiel gibt er nicht zu, dass die Entscheidung des Schiedsrichters falsch war.

Ein junger Spieler hat einen Fehler gemacht. Er hat sich fallen lassen, weil er die Chance auf einen Strafstoß sah. Und er hat nach dem Spiel nicht sofort gesagt, dass es ihm leid tut. So etwas passiert in den Ligen dieser Welt alle zwei Wochen. Und so etwas ist auch eigentlich nicht weiter schlimm. Bei Timo Werner aber ist alles anders. Er wird über Monate hinweg beschimpft und ist plötzlich das Feindbild der Nation. Er erlebt ein Déjà-vu. Heute bewundert, morgen gehasst. Wie schon beim VfB ändert sich das Blatt schlagartig und Werner steht in seiner noch jungen Karriere vor einer riesen Herausforderung. Einer Herausforderung, an der viele in seinem Alter zerbrochen wären. Die Anfeindungen im Stadion, in den sozialen Netzwerken und in der Öffentlichkeit machen ihn stark. Die eigenen Fans stehen zu 100 Prozent hinter ihm. Der Druck, der plötzlich auf ihm lastet, härtet ihn ab. Er gewinnt der Situation etwas Positives ab, denn er weiß: Sogar in dieser schweren Phase habe ich weiter und weiter getroffen und bin immer besser geworden.

In Leipzig wird Timo Werner immer besser.

Er kommt, sieht und trifft. © Imago

Endlich angekommen in den Herzen der Fans

Es dauert, aber nach einigen Monaten legt sich der Trubel. Die Menschen erkennen: Timo Werner ist kein schlechter Mensch. Er hat einen Fehler gemacht und sich dafür entschuldigt. Neun Monate später ist er zurück in Stuttgart und spielt mit der Nationalmannschaft in der alten Heimat. Er ist unsicher, weiß nicht, wie er empfangen wird. Er hofft auf eine ruhige Stimmung. Und seine Hoffnung wird übertroffen. Dort, wo er einst vom Hof gejagt wurde, wird er gefeiert. Fußball Deutschland hat erkannt: Timo Werner ist nicht nur ein Jahrhunderttalent, er ist auch eine starke Persönlichkeit. Einer, der sich in jungen Jahren nie hat unterkriegen lassen. Aus seinen Fehlern gelernt und sich dabei nie verstellt hat. Er hätte nach der Schwalbe reumütige Posts in den sozialen Medien verfassen oder im Fernsehen auftreten können. Hätte sich lautstark dazu äußern oder die Schuld aufschieben können. Aber er ist der Timo Werner geblieben, der er immer war. Ruhig, zurückhaltend, fast schüchtern und dennoch stark und überlegt.

Er wird Vizemeister mit Leipzig, spielt Champions League, debütiert für Deutschland und wird beim Confed Cup-Sieg Torschützenkönig. Eine Geschichte wie im Märchen, die ihm selbst fast schon zu schnell geht. Für sein Land zu spielen, ist für ihn das Schönste überhaupt. In der Kabine sitzt er dann neben seinem Vorbild Mario Gomez. Früher hat er ihn bewundert, wie er ein Tor nach dem anderen erzielt hat. Saß vor dem Fernseher und wusste: Das will ich auch. Heute fahren sie zusammen zu Länderspielen. Und Gomez steht auf, um ihm viel Erfolg für das Spiel zu wünschen. Das Idol sitzt draußen auf der Bank, während er selbst auf dem Platz stehen darf. Gewünscht hat er sich das 2007, erwartet aber nicht. Er hat es erreicht, weil er immer wusste, wohin er will. Er hat es erreicht, weil er sich von Rückschlägen nicht hat beeinflussen lassen. Und er hat es erreicht, weil er immer an sich geglaubt hat.

Deutschland ist stolz auf Timo Werner. Niemand kommt mehr auf die Idee, ihn auszupfeifen. Sein Umgang mit dieser schwierigen Situation war der eines absoluten Weltklassespielers würdig. Dieser Weltklassespieler will er werden, denn er weiß: Besser geht immer. Zu gut werde ich nie sein, arbeiten kann ich jeden Tag an mir.
Deutschlands Stürmer waren überragend. Sie haben uns feiern lassen und uns vier WM-Titel geschenkt. Auch 2018 werden wir wieder jemanden haben, der für die besonderen Glücksmomente sorgt. Und jemanden, von dem wir stolz das Trikot tragen, weil wir wissen, wie gut dieser Junge sportlich wie menschlich ist. Wenn uns Timo Werner am 15. Juli zum Weltmeister schießt, wird auch Mario Gomez jubeln. Dann feiert Werner zusammen mit seinem großen Vorbild den größten Erfolg, den es im Fußball gibt. Dann ist es kein Traum mehr, sondern Realität.

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Welttorhüter

By Welttorhüter, WM-HeldenNo Comments

Wenn die besten Nationen der Welt gegeneinander spielen und jeder sein Bestes gibt. Wenn ein Tor mehr ist, als nur ein Tor und jeder Sieg sich besonders anfühlt. Wenn Gegner verzweifeln und Mitspieler staunen. Wenn die Masse nach Paraden tobt und die Stürmer nicht mehr weiterwissen. Wenn das Tor wie vernagelt scheint und jeder weiß: Da kommt kein Ball durch. Dann ist wieder WM. Dann ist nicht nur WM, dann ist WM mit Manuel Neuer.

Dieser Manuel Neuer ist unsere Nummer Eins. Und unsere Nummer Eins freut sich wie verrückt auf sein drittes Turnier. Lange musste er kämpfen und bangen, ob es nach seiner schweren Verletzung reicht. Aber die Mühen haben sich gelohnt. Unser Kapitän hat es geschafft und brennt darauf, den WM-Titel zu verteidigen.
Acht Monate, bevor der WM-Kader bekanntgegeben wird, bricht sich Neuer den Mittelfuß. Obwohl es bereits der zweite Bruch innerhalb kürzester Zeit ist, denkt niemand daran, dass der beste Torwart der Welt die WM verpassen könnte. Als er den Jahreswechsel noch immer auf Krücken verbringt, befürchten die ersten eine WM ohne ihn. Geplante Comebacks verzögern sich ein ums andere Mal. Bald weiß nicht einmal mehr Manuel Neuer selbst, wann er wieder Fußballspielen kann. Er muss seinem Körper die Zeit geben, die er braucht. Neuer tut sich schwer, einfach nur abwarten zu müssen.

Er verbringt die Zeit im Kraftraum und sieht seine Kollegen draußen auf dem Trainingsplatz. Genau hier will er wieder hin. Die Fußballschuhe schnüren, die Tore an ihren Platz schieben, sich jedem Ball entgegenwerfen. Jeden Tag rückt dieser Wunsch näher. Sein Stellvertreter Sven Ulreich beginnt mit dem Trainerwechsel, fulminant zu halten. Trainer, Mannschaft und Fans freuen sich für Ulreich. Am meisten aber freut sich Neuer über Ulles Leistungen. Manuel Neuer ist nicht nur Ehrgeiz, Manuel Neuer ist Herz und Leidenschaft. Ein Teamplayer, menschlich genauso stark, wie auf dem Platz. Er will, dass seine Bayern erfolgreich sind. Dass sie die Fans begeistern und ihre Träume verwirklichen. Und das geht nur, wenn der Fokus auf dem Team liegt. Neuer lebt die Werte des Sports, nicht umsonst ist er eine fußballerische und menschliche Galionsfigur. Er unterstützt Ulreich und zeigt, dass er weiß, was im Leben zählt. Aber er ist auch Profi. Und jeder Profi leidet, wenn er nicht selbst ins Geschehen eingreifen kann. Er will der Mannschaft helfen, will ihr Kraft geben und da sein, wenn es Rückschläge zu verkraften gibt. Er steht nicht auf dem Feld und trotzdem gelingt ihm dieser Support. Er ist Teil der Mannschaft. Und die Mannschaft spürt das. Er wird noch motivierter, zielstrebiger, stärker.

Auf dem Weg zum besten Torhüter der Welt

Ein Manuel Neuer fehlt jedem Team der Welt. Nicht nur als Torwart, sondern auch als Persönlichkeit. Vor allem als Persönlichkeit. Denn Manuel Neuer ist mehr als nur der Weltbeste zwischen den Pfosten. Er ist Vorbild, Führungsspieler, Motivator und Bezugsperson. Er lernt früh, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen. Ein 20-jähriger Nachwuchsmann steht 2006 plötzlich auf Schalke im Tor. Von jetzt auf gleich muss er sich beweisen. Vor über 60.000 Menschen, die seinen Namen schreien, muss er cool bleiben. Vertraut die Mannschaft ihrem Torhüter, kann sie ihre Spielweise entfalten. Für Neuer ist das Profidebüt etwas ganz Besonderes. Das ist es für jeden jungen Spieler, für ihn aber spielen große Emotionen mit. Schalke ist seine Heimat. Hier wurde er geboren, hat S04 lieben und leben gelernt. Ein Eigengewächs, das den Verein mit jeder Faser verinnerlicht? Ein Triumpf für die Schalker Fans. Sie glauben an ihren jungen Keeper und verehren ihn. Er ist einer von ihnen. Umso stolzer sind sie, dass einer von ihnen 2010 für Deutschland im Tor steht. Er spielt seine erste WM und überzeugt alle. Schalker, Dortmunder, Bayern.

Manuel Neuer wird bei Schalke zur Weltklasse.

Große Fußball-Abende mit seinem Jugendverein Schalke 04. ©Imago

Irgendwann aber sickert die Nachricht durch, dass Neuer bald nicht mehr einer von ihnen sein würde. Schalker Spieler dürfen wechseln. Aber bitte nicht nach Dortmund oder München. Doch ihr Idol macht genau das. Schließt sich dem FC Bayern an.
Der Abschied fällt Neuer sehr schwer. Er verlässt nicht nur seinen Verein, er verlässt seine Heimat. Er weint, als er verkündet, nicht in Gelsenkirchen zu bleiben. S04 ist für ihn Familie. Und diese Familie ist plötzlich wütend auf ihn.
Seine neue Familie in München braucht ein bisschen, bis sie ihn in ihr Herz schließt. Einige wollen ihn nicht haben, er hat Schalke einfach zu sehr im Blut. Es dauert nicht lange, bis die anfängliche Skepsis verfliegt. Manuel Neuer kommt als sehr guter Torhüter nach München und wird dort zu einer Legende. Große Siege bringen große Spieler hervor, große Niederlagen aber formen die ganz Großen des Sports, die Helden. Und Neuer wird ein Held. Er verliert 2012 alle möglichen Titel kurz vor dem Ziel, ist am Boden wie seine Teamkollegen auch. Zusammen stehen sie wieder auf. Zusammen gewinnen sie 2013 die Champions League. Zusammen wissen sie: Unsere Abwehr stand sensationell. Unser Mittelfeld hat großartige Chancen erspielt. Unser Sturm hat wunderschöne Tore erzielt. Unser Torhüter aber hat diesen großen Sieg erst möglich gemacht.

Neuer gewinnt 2013 alle Titel.

2012 alles verloren, 2013 alles gewonnen. © Imago

Tränen in Rio

Ein Jahr nach dem Gewinn der Champions League wartet die Krönung. Es ist WM, und diesmal will er nicht im Halbfinale ausscheiden. Das Geheimnis der WM 2014: Deutschland hat keinen klaren Star. Deutschland hat einen unglaublichen Zusammenhalt. Einen Zusammenhalt, in dem Manuel Neuer als herausragender Teamplayer eine Hauptrolle spielt. Er spricht mit seinen Mitspielern, ermutigt sie, baut sie auf und hilft. Jogi weiß: Er ist nicht nur meine Nummer Eins, er ist unersetzlich. Vorne stellt Klose einen Rekord auf und Müller trifft wie er will, in der Mitte sichern Kroos und Schweinsteiger ab, hinten steht das Duo Hummels/Boateng sattelfest. Und ganz hinten hat Deutschland seinen Welttorhüter.

Bei diesem Turnier zeigt Neuer nicht das, was man von ihm erwartet hat. Er zeigt viel mehr. Dinge, die vor ihm noch kein Torhüter gemacht hat. Er ist letzter Mann und Keeper in einem. Seine Abwürfe gleichen Flanken und sorgen für größte Gefahr. Sobald ein Ball auch nur in seine Nähe kommt, ist er vor dem Stürmer dran. Auf der Linie lassen seine Reflexe die Angreifer verzweifeln. Manuel Neuer gelingt bei dieser WM alles. Er zeigt ein Torwartspiel, das es so noch nie gab. Er liest das Spiel, erkennt Chancen und Gefahren sofort und spielt technisch überragend mit. Andere Nationen würden sich einen Sechser mit seinen Qualitäten wünschen. Für Deutschland ist das Turnier am späten Abend des 13. Juli vorbei. Und Manuel Neuer weint. Weint vor Glück, weil er auf dem Olymp des Fußballs angekommen ist. Deutschland wird Weltmeister und spätestens jetzt ist jedem klar: Dieser Neuer ist wirklich der beste Torhüter der Welt.

Neuer überragt beim WM-Titel 2014.

Welttorhüter wird endlich auch Weltmeister. © Imago

Er wird Welttorhüter. Nicht einmal, nicht zweimal, nicht dreimal. Viermal in Folge sichert er sich diese Auszeichnung.
Manuel Neuer hat alles gewonnen, als ihm der Mittelfuß im September 2017 erneut bricht. Nicht wenige fordern: Die WM 2018 soll ein anderer spielen, Neuer sei nicht fit genug. Auch er selbst zweifelt am Ende daran, ob ihm sein Körper diese Chance noch geben wird. Mit Marc-Andre ter Stegen stünde ein Keeper bereit, der beim FC Barcelona als „Messi mit Handschuhen“ verehrt wird. Und dieser Keeper ist zweifelsfrei ein Mann von Format, ein Mann der Weltklasse. Für Joachim Löw aber steht fest: Mein Kapitän ist dabei, wenn er fit ist. Sportlich mag man den Capt‘n vielleicht ersetzen können, Neuers Persönlichkeit und Ausstrahlung aber sind unübertroffen. Läuft ein Gegner auf ihn zu, sieht er nicht nur einen guten Torhüter vor sich. Er sieht einen nahezu Unüberwindbaren, der genau das ausstrahlt. Er hat das Wort in der Mannschaft und hält sie zusammen.

Der Stürmer weiß: Da steht Manuel Neuer im Tor, mit großer Wahrscheinlichkeit kann er meinen Schuss sowieso parieren. Und genau diesen Rückhalt verspricht er auch bei der Mission Titelverteidigung. Der Fuß hält. Er hat das Vertrauen der Trainer, der Mannschaft und der Fußballnation Deutschland. Neuer hat alles erlebt. Als Kind hat er den großen Traum, eines Tages Profi zu werden. Er will ein guter Torhüter werden, der seiner Mannschaft hilft. Ein guter Torhüter ist nicht aus ihm geworden. Sondern ein Torhüter, der besser ist, als all die anderen. Als Kapitän geht er voran und zieht die Mitspieler mit.

Die lange Leidenszeit hat er erfolgreich hinter sich gebracht, jetzt wartet die Belohnung. Eine Belohnung, von der auch ganz Fußball-Deutschland etwas hat. Manuel Neuers Vorfreude auf die WM teilt er mit der ganzen Welt. Wir freuen uns auf Tore, er freut sich darauf, sie zu verhindern. Er hat wieder Hunger. Er will in Russland da weitermachen, wo er in Rio aufgehört hat. Wenn unsere Kinder später einmal fragen, wieso wir denn gleich zweimal hintereinander Weltmeister geworden sind, wird es nur eine Antwort geben: Weil wir Manuel Neuer hatten und die anderen nicht.

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